- Geplante Ausweitung auf weiterverarbeitete Produkte mit hohem Stahl- oder Aluminiumanteil
- Öffentliche Konsultation durch die EU-Kommission läuft bis zum 26. August 2025
- Zusätzliche Berichtspflichten zu Produktionsmethoden und Produktzusammensetzung vorgesehen
- Anpassungen bei Stromimporten: neue Emissionsfaktoren, Klarstellungen zu PPA und Netzengpässen
- Ziel: Inkrafttreten der überarbeiteten CBAM-Vorgaben ab dem Jahr 2026
Die Europäische Kommission hat am 01.07.2025 eine öffentliche Konsultation zur Weiterentwicklung des CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (Carbon Border Adjustment Mechanism – CBAM) gestartet. Ziel ist es, die bestehenden Regelungen der Verordnung (EU) 2023/956 zu erweitern und weiter zu schärfen. Im Mittelpunkt stehen dabei zwei wesentliche Fragestellungen: Zum einen prüft die Kommission, ob nachgelagerte Erzeugnisse – insbesondere weiterverarbeitete Produkte aus Stahl und Aluminium – künftig in den Anwendungsbereich des CBAM aufgenommen werden sollen. Zum anderen geht es um neue Maßnahmen zur Bekämpfung möglicher Umgehungsstrategien. Stellungnahmen sind bis zum 26.08.2025 möglich.
Übergangsphase und gesetzlicher Anpassungsrahmen
Die derzeit geltende CBAM-Verordnung verpflichtet Importeure bestimmter emissionsintensiver Grundstoffe wie Zement, Düngemittel, Wasserstoff, Strom, Eisen, Stahl und Aluminium seit Oktober 2023 zur quartalsweisen Berichterstattung über graue Emissionen in der Lieferkette. Ab dem Jahr 2026 werden dann entsprechende Zertifikate erforderlich, die die CO₂-Kosten an der Grenze abbilden sollen. In dieser Übergangsphase nutzt die Kommission den gesetzlich vorgesehenen Überprüfungsmechanismus, um das System an zentrale Schwachstellen anzupassen.
Ausweitung auf weiterverarbeitete Produkte
Ein Kernpunkt der aktuellen Initiative ist die mögliche Erweiterung des CBAM auf sogenannte „Downstream-Produkte“. Hierbei handelt es sich um verarbeitete Güter, die in der Regel erhebliche Mengen der bereits erfassten Grunderzeugnisse enthalten – etwa bestimmte Maschinenbauteile, Halbfertigwaren oder komplexe Industrieprodukte. Diese Produkte könnten künftig ebenfalls unter das CBAM fallen, wenn die bisherigen Verlagerungsrisiken bestehen bleiben oder sich durch eine bloß formale Verarbeitung sogar verschärfen. Die Auswahl geeigneter Produktgruppen soll sich an den bekannten CBAM-Kriterien orientieren, darunter insbesondere das Risiko der CO₂-Verlagerung, die wirtschaftliche Bedeutung der betroffenen Importe und die technische Umsetzbarkeit einer Regulierung.
Gezielte Maßnahmen gegen Umgehungstatbestände
Parallel dazu rückt die Kommission gezielt gegen potenzielle Umgehungstatbestände vor. In der Praxis zeigt sich bereits heute, dass Hersteller außerhalb der EU gezielt Produktionsprozesse oder Lieferketten so gestalten, dass sie nicht formell unter die CBAM-Verordnung fallen – etwa durch minimale Verarbeitungsschritte oder die Kombination mit anderen Materialien. Um diesen Entwicklungen zu begegnen, diskutiert die Kommission neue Berichtspflichten, die unter anderem detaillierte Informationen zur eingesetzten Produktionstechnologie und zur stofflichen Zusammensetzung der Erzeugnisse verlangen könnten.
Präzisierungen bei der Stromregelung
Auch im Bereich der Stromimporte sind Präzisierungen vorgesehen. Diskutiert wird unter anderem, ob anstelle des bislang verwendeten CO₂-basierten Emissionsfaktors alternative Bewertungsansätze zum Einsatz kommen sollen. Darüber hinaus plant die Kommission eine Klarstellung zur Berücksichtigung verschiedener Strombezugsverträge – insbesondere im Zusammenhang mit Herkunftsnachweisen und physischen Netzengpässen. Ziel ist es, die Nutzung tatsächlicher Werte bei Stromimporten zu erleichtern und rechtssicherer auszugestalten.
Weitere Vereinfachungen und Zeitplan
Die Konsultation ist Teil einer umfassenden Folgenabschätzung und steht auch im Zusammenhang mit weiteren CBAM-Vereinfachungen, die bereits Anfang 2025 vorgeschlagen wurden – darunter eine Bagatellgrenze für Kleinstimporte (de-minimis-Regel) und technische Anpassungen im Meldeverfahren. Je nach Ergebnis der Konsultation könnten konkrete Gesetzesvorschläge bereits im Jahr 2026 vorliegen.
Handlungsbedarf für betroffene Unternehmen
Unternehmen, die im internationalen Warenverkehr tätig sind – insbesondere in Branchen mit hoher CO₂-Intensität – sollten die laufenden Entwicklungen aufmerksam beobachten. Die mögliche Ausweitung des CBAM stellt nicht nur Importeure, sondern auch Produzenten und Zulieferer vor neue regulatorische Herausforderungen. Gleichzeitig eröffnet sie Spielräume für eine strategische Weiterentwicklung von Lieferketten und CO₂-Reportingstrukturen.
Wir unterstützen Sie gerne bei der Einordnung der geplanten Änderungen und deren Auswirkungen auf Ihr Unternehmen.
