Einerseits technischer Fortschritt & Digitalisierung und andererseits demografischer Wandel mit Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt treiben das Thema Automatisierung bei der Ermittlung der Zolltarifnummern nach vorne.
Dazu wächst die Komplexität des Zolltarifs. Im Vergleich zum Jahr 1992 mit 5018 Codenummern ist die Anzahl der Warentarifnummern auf 5387 im Jahr 2017 aufgestiegen, mit steigender Tendenz. Moderne Tools mit der Unterstützung von künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und Massendatenanalyse sollen viele Probleme lösen und Vorschläge bei der Tarifierung generieren oder sogar automatisch die Zolltarifnummern ermitteln. Das ganze System ist aber immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Und damit kommen wir zur Problematik Materialstammdatenpflege im Unternehmen.
Die Algorithmen vergleichen Warenbeschreibungen, die im Datenpool vorhanden sind und berechnen Vorschläge. Maschinelles Lernen kann aber keine guten Vorschläge ermitteln, wenn die Warenbeschreibung zu allgemein formuliert ist. Zum Bespiel kommt es sehr oft vor, dass die Ware ausschließlich als Muster bezeichnet wird. Sogar wenn die Warenbeschreibung gut gepflegt ist, aber keine Information liefert, die es erlaubt, zu der richtigen Warentarifnummer zu kommen, bringt es weder IT-System noch die Tarifierer weiter.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Zollabteilung sind oft überfordert, wenn es um die Besorgung von Materialstammdaten geht. Alle Mittel werden angewendet. Angefangen mit der Recherche im Internet, um unternehmenseigene Produkte kennenzulernen und Produktcharakteristiken, die für die Zolltarifierung relevant sind, zu finden bis zu der langwierigen Kommunikation mit der Marketing-, Einkauf- und Qualitätsabteilung, um die wichtigsten Charakteristiken des Produktes zu entdecken und das Material richtig zu tarifieren.
Die Praxis zeigt, dass das Problem nicht nur Kleinunternehmen betrifft, wo die Zollprozesse kaum digitalisiert sind, sondern auch die mittelständigen Firmen und Konzerne. Die Materialstammdaten werden oft dezentralisiert gepflegt, gespeichert und verwaltet. Die Daten werden entweder über unterschiedliche IT-Systeme gestreut oder überhaupt nicht gepflegt. Manchmal sind die Daten vorhanden, aber erst zu dem Zeitpunkt, wenn die Waren schon importiert und im Lager angekommen sind. Für die Tarifierung ist das aber viel zu spät.
Wenn man den Tarifierungsprozess digitalisieren und automatisieren möchte, dann sollte man auf jeden Fall mit der Qualitätssicherung von Materialstammdaten anfangen und den richtigen Ort für die Speicherung der Merkmale, die für die Tarifierung notwendig sind, definieren. Der Prozess der Materialstammdatenpflege sollte also kritisch angeschaut werden.
Die wichtigsten Fragen bei der Digitalisierung der Zolltarifierung
- Welche Merkmale des Produktes sind für die Tarifierung ausschlaggebend?
- Wo findet man die Information zu diesen Merkmalen im Unternehmen?
- Sind die Daten digitalisiert und strukturiert?
- Wann stehen die Daten zur Verfügung?
- Ist es möglich, die Daten aus den Vorsystemen an das Tarifierungstool zu übermitteln?
Die KI-Entwicklung bietet viele Funktionen, die den Tarifierungsprozess unterstützen, beschleunigen und optimieren können. Das bedeutet nicht nur schnellere Zollabwicklung beim Import oder Export, sondern optimale Supply Chain Prozesse im Allgemeinen.
Fazit
Wenn Unternehmen den Tarifierungsprozess auf eine neue Ebene bringen und die modernsten Tools und Techniken nutzen möchten, dann sollten sie die Materialdatenqualität kritisch ansehen und den Prozess der Materialstammdatenpflege im Unternehmen optimieren.
WTS unterstützt Unternehmen bei Digitalisierungs- und Automatisierungsvorhaben und der Umsetzungen von Projekten mit Experten aus dem Bereich Digitaler Zoll und IT. Darüber hinaus unterstützt WTS die Zollfunktion im Unternehmen im Rahmen eines Zoll Business Partnerings bei der Zolltarifierung und etwaiger Überprüfung von Materialstammdaten und zur Optimierung. Sprechen Sie uns gerne dazu an.
