Künstliche Intelligenz (KI) ist ein „Game Changer“, der alle Unternehmensbereiche betrifft und revolutioniert – auch Steuerfunktionen und Finanzabteilungen. WTS und wtsAI begleiten dabei gemeinsam ihre Mandanten auf dem Weg zur Steuerfunktion der Zukunft. Auch OSRAM stellt sich der Herausforderung KI.
Wie das konkret aussieht, welche Schritte erforderlich sind und welche Hürden dabei zu nehmen sind, das haben wir Dominik Lipp, WTS-Partner und OSRAM Key Account Manager und Max Gantner, Geschäftsführer der wtsAI und Projektleiter dieser Challenge gefragt.
AI Challenge, das hört sich nach einer futuristischen Mission an. Worum geht es bei dem Projekt genau?
Dominik Lipp (DL): Es handelt sich um ein 100 Tage-Pilotprojekt im Zollbereich bei unserem Mandanten OSRAM. OSRAM agiert in einem sich wahnsinnig schnell verändernden Handelsumfeld. Es bestehen komplexe Zollabkommen zwischen Nationen, Bündnisse werden aufgelöst, neue gestrickt. Unternehmen, die global mit ihren Waren handeln, müssen dringend Überblick über die Zollkosten haben, um ihre Warenbewegungen effizient gestalten zu können.
Max Gantner (MG): Ziel unserer AI Challenge ist es, erst einmal alle relevanten Zolldaten zusammenzutragen, zu strukturieren sowie dann Waren- und Finanzflüsse in eine für alle Steuer- und Zoll-Mitarbeiter auswertbare Form zu bringen. Am Ende bekommt der Mandant ein Tool, mit dem er interaktiv seine Daten auswerten kann und das die Ergebnisse visualisiert. Damit schaffen wir zunächst einmal Transparenz, das ist die Grundlage für weitere Optimierungen.
Und inwiefern setzten Sie dabei KI ein? Oder spielt künstliche Intelligenz beim OSRAM Projekt noch keine Rolle?
DL: Doch klar, der Einsatz von selbstlernenden Tools steht am Ende unserer Challenge. OSRAM kann zum Beispiel später eine Art Zoll-Forecast durchführen. Die Zoll-Mitarbeiter können dann sagen, welche Zölle bei welchen Warenbewegungen anfallen werden und wie die optimierten Ströme aussehen. Damit intelligente Steuerlösungen aber ihre volle Leistungsfähigkeit entfalten können, benötigen sie erst einmal den Zugriff auf digitale Daten, die in ganz bestimmter Form aufbereitet vorliegen müssen.
MG: Mit unserer AI Challenge schaffen wir also auch die Basis für den Einsatz intelligenter Lösungen, die in einem zweiten Schritt beispielsweise die komplexe Warenbewegungen effizient koordinieren. Mit selbstlernenden Algorithmen können auf der Grundlage vergangener Ereignisse zudem Vorhersagen getroffen und die Warenbewegungen entsprechend optimieren werden. Außerdem können wir ganz konkrete Szenarien simulieren und so eine Entscheidungsunterstützung bieten. Im Zollbereich zum Beispiel Strafzölle voraussetzen oder Freihandelszonen implizieren und die entstehenden Kosten berechnen.
Und was sind die besonderen Herausforderungen bei diesem Projekt? Immerhin trägt es ja den Titel Challenge?
DL: OSRAM ist ein Global Player. Das Unternehmen agiert international in unterschiedlichsten wirtschaftlichen Umfeldern. Alleine die drei größten Produktionsgesellschaften liegen in drei unterschiedlichen Kontinenten: Deutschland, USA und China. Zölle werden jeweils lokal gebucht, dabei sind die Buchungslogiken sehr individuell und die anfallenden Umsatzsteuern sind in den Ländern unterschiedlich. Oft werden diese Daten zudem noch manuell erfasst und stehen nicht als homogene Datenbasis zur Verfügung. Unsere erste Hürde ist es also, hier mit Hilfe unserer Tools und unserem kombinierten Steuer- und IT-Know-how eine fundierte Datenbasis zu schaffen.
MG: Bei OSRAM führen wir unsere AI Challenge im Zollbereich durch. Optimierungsbedarf bezüglich einer einheitlichen Datenbasis besteht aber bei vielen Unternehmen nicht nur auf diesem Gebiet. Unser 100 Kalendertage-Projekt führen wir deshalb in unterschiedlichen Unternehmensbereichen durch. Die Herausforderung ist dabei immer die Verfügbarkeit der relevanten Daten und die Art der Datenorganisation. Selbst wenn nicht mehr analog gearbeitet wird, doch meist in getrennten Datensilos. Wir ziehen die Informationen aus den verschiedenen Bereichen zusammen und stellen sie dann für den Anwender verständlich und interaktiv nutzbar mit Hilfe von Tools dar.
Wird das bei dem einen oder anderen Unternehmen nicht vielleicht ein Fass ohne Boden? Wenn noch keine strukturierten Daten vorliegen, könnte es ja extrem Zeit- und kostenintensiv werden, diese zu erheben und zu strukturieren?
DL: Das tolle an unserer AI Challenge ist, dass wir die Rahmenbedingungen des Projektes vorher für unsere Mandanten genau abstecken. Der Mandant weiß exakt welche Kosten auf ihn zukommen und wer in die Arbeit involviert sein wird. Nach genau 100 Tagen liefern wir sichere Ergebnisse. Der Mandant bekommt ein Tool, mit dem er selbst Waren- und Finanzströme verfolgen und alle relevanten Informationen „customized“ abrufen kann.
Gibt es technische Voraussetzungen, die seitens der Unternehmen erfüllt sein müssen, damit eine AI Challenge durchgeführt werden kann? Und braucht es bestimmte fachliche Kompetenzen seitens der Unternehmen?
MG: Nein, es gibt grundsätzlich keine besonderen Voraussetzungen, wir können die AI Challenge bei jedem Unternehmen durchführen. Wir sind hier maximal flexibel, sowohl was die technische Infrastruktur angeht, als auch bezüglich der Zusammensetzung des Projektteams. Wir können mit Datenextrakten der Mandanten auf unseren Systemen arbeiten und sind dann unabhängig von der lokalen IT der Unternehmen, können die Challenge aber auch direkt beim Mandanten, mit den Fachleuten vor Ort durchführen.
Und wann soll die Challenge bei OSRAM starten und wer wird dann dabei sein?
DL: Wir haben bereits losgelegt. Derzeit sind 5-10 Personen in das Projekt involviert und arbeiten Hand-in-Hand: dabei sind WTS- Kollegen und OSRAM-Mitarbeiter aus dem Zollbereich, sowie die Spezialisten von wtsAI. Das Team setzt sich je nach Bedarf flexibel zusammen.
Können Sie die Benefits noch einmal zusammenfassen?
DL: Um KI einsetzten zu können, muss eine organisierte digitale Datenbasis bestehen. Diese schaffen wir. Außerdem bekommt unser Mandant am Ende der AI Challenge ein Tool an die Hand, mit dem er interaktiv arbeiten kann. Alle relevanten Daten liegen dann transparent vor, was für unsere Mandanten auch aus Compliance-Sicht wichtig ist.
Das Wichtigste: unsere Mandanten können ganz klar Kosten reduzieren. Sie können mit einem Zoll-Forecast anfallende Zölle berechnen und Warenwege anpassen, um beispielsweise Freihandelszonen auszunutzen. Später sind dann auch mit Hilfe von KI Vorhersagen und Simulationen möglich.
DL: …und der Zollbereich der Zukunft bei OSRAM Realität. AI Challenge: gemeistert!