Das Thema ESG steht für die großen gesellschaftlichen Fokusthemen dieser Zeit. Unternehmen werden zukünftig verpflichtend entsprechend internationaler bzw. europäischer Standards über die Umwelt- und Klimaverträglichkeit ihrer Aktivitäten und deren gesellschaftliche Auswirkung berichten. Dieser Transformationsprozess wird flankiert durch eine Ausweitung der bisherigen finanzorientierten Reportingpflichten eines Unternehmens hin zu einem verstärkten Fokus auf eine nachhaltige - nicht nur kurzfristig orientierte - Finanzberichterstattung. Auch wenn aktuell noch keine steuerlichen Informationen verpflichtend zu übermitteln sind, existieren bereits freiwillige Nachhaltigkeitsstandards, wie der international anerkannte GRI 207, die dem Themenbereich Steuern einen umfangreichen Berichtsumfang einräumen. Unser WTS Digital Expertenteam um Sascha Schöben berät Sie hierbei vollumfänglich, um diese neuen Berichtsanforderungen "best practice" in Ihre Steuerfunktion zu integrieren.
Welche Nachhaltigkeits - Reportingstandards sind für Steuerfunktionen in Unternehmen aktuell bereits gültig?
Sascha Schöben: Im November 2022 hat die EU endgültig grünes Licht für die Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen gegeben. Auch wenn aktuell bei der Umsetzung dieser Richtlinie Informationen hinsichtlich Steuern „noch“ nicht explizit verlangt werden, so bedeutet dies doch, dass Unternehmen in Kürze verpflichtet sein werden, detaillierte Daten zu Nachhaltigkeitsaspekten zu veröffentlichen. Dies soll die Rechenschaftspflicht der Unternehmen erhöhen, divergierende Nachhaltigkeitsstandards verhindern und den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft erleichtern. Der Sustainable Finance-Beirat der Bundesregierung empfiehlt bereits jetzt eine Erweiterung der Nachhaltigkeitsberichtspflicht durch die schrittweise Ausdehnung der berichtspflichtigen Unternehmen und eine inhaltliche Ausweitung und Spezifizierung des Reportings. In diesem Kontext ist zu erwarten, dass über kurz oder lang die nichtfinanziellen Informationen um steuerrelevante Daten und Kennzahlen ergänzt werden. So existiert bereits seit Juli 2021 ein „Social Taxonomie Draft“, der umfangreiche steuerrelevante Reportinganforderungen stellt, die sich inhaltlich stark an den GRI 207 orientieren.
Worin liegen aktuell die größten Herausforderungen für die Steuerfunktion bezogen auf das steuerliche Nachhaltigkeitsreporting?
Sascha Schöben: Ganz klar in der Digitalisierung der (Vor-) Prozesse. Sowohl der bereits etablierte GRI 207 als auch der Entwurf einer Social Taxoniomie auf europäischer Ebene verlangen von dem berichtenden Unternehmen umfangreiche qualitative steuerbezogene Angaben zur Steuerfunktion im Unternehmen sowie quantitative Daten im Rahmen einen Country by Country Reportings. Dieses geht zum Teil über die bisher von gesetzgeberischer Seite bekannten Angaben hinaus.
Diese neuen Reportingpflichten stellen die Unternehmen vor die Herausforderung, die erforderlichen Informationen zeitnah zu generieren und entsprechend zu bewerten. Ohne eine Digitalisierung der Reportingprozesse ist diese Aufgabe nach derzeitigen Stand nicht zu bewältigen.
Das Aufsetzen des Steuertransparenzreportings stellt die Unternehmen daher neben einer Vielzahl neuer fachlicher, insbesondere vor technische Herausforderungen. Das Steuerreporting läuft in vielen Unternehmen häufig noch sehr manuell ab. Daher ist nicht nur eine rein technische Implementierung eines neuen Reportingstandards erforderlich, sondern auch eine Übersetzung manueller Prozesse in automatisierte Pipelines und Dashboards. Beispielweise im Country-by-Country-Reporting ist das sehr herausfordernd, da dort ein einheitlicher Standard länderübergreifend angewendet werden muss, die Daten zur Grundlage des Reportings jedoch häufig aus heterogenen Quellsystemen mit unterschiedlichen Datenstrukturen und -qualitäten kommen.
Der Lösungsvorschlag zur Umsetzung des Country-by-Country-Reportings entspricht daher keinem one-fits-all-Ansatz und richtet sich sehr stark an der im Unternehmen etablierten technischen Architektur und den gegebenen Grundvoraussetzungen aus.
Ein potenzielles Tool, das sich sowohl zur Datenvorbereitung als auch zur Visualisierung eignet, und sich einer hohen Beliebtheit in vielen Unternehmen erfreut, ist dabei die SAP Analytics Cloud (SAC). Insbesondere bei der Verwendung von SAP-Systemen als Datenquellen können die Daten schnell angebunden und auch verschiedene Datentöpfe miteinander verknüpft werden. Speziell beim Reporting für Finanz- und Steuer-Use Cases bietet sie zudem eine Vielzahl passender Darstellungsformen. So kann auch das Country-by-Country-Reporting dort entsprechend aufbereitet werden.
Zudem werden Informationen zum steuerlichen Risikoreporting gefordert. Dies bedeutet für die Praxis, dass die Steuerfunktion jährlich über den Status des etablierten Tax Compliance Management Systems berichtet. Hierfür ist eine kontinuierliche Überwachung und Verbesserung des Tax Compliance Management Systems im Sinne des PS 980 Grundvoraussetzung.
Insgesamt ist zu erwarten, dass durch die steuerliche Nachhaltigkeitsberichterstattung und Transparenzpflichten der bisherige Adressatenkreis steuerrelevanter Informationen stark ausgeweitet wird.
Welche Beratungsleistung bietet Ihr Team an?
Sascha Schöben: Zur effektiven und effizienten Umsetzung eines steuerlichen Nachhaltigkeitsreportings innerhalb der Steuerfunktion ist eine Digitalisierungsstrategie zur Operationalisierung der Datengewinnung und -visualisierung sowie die Bereitschaft für die erforderlichen Prozessanpassungen notwendig.
Auf Basis unserer bisherigen Erfahrungen unterstützt WTS hierbei u.a. bei den folgenden Aufgaben:
- Unterstützung bei der Definition und Integration steuerlicher Nachhaltigkeit und Transparenz in die Unternehmenskultur und Steuerstrategie
- Betroffenheitsanalyse um die Anforderungen der Berichterstattung, z.B. nach GRI 207, entsprechend der Berichtbestandteile zu erfüllen (z.B. Analyse des bestehenden CbCR).
- Definition, Erstellung und Analyse von Tax Sustainability bzw. Transparancy Reports nach GRI 207
- Datenidentifikation und –generierung innerhalb bestehender Systeme und Prozesse sowie Umsetzung notwendiger Prozess- und Systemanpassungen
- Sustainability Reports als kontinuierlicher Bestandteil des Tax Reportings in Echtzeit durch Einbeziehung in die existierenden End2End Ertragsteuerprozesse
- Auswahl und Implementierung von Tools zur Berichterstattung nach GRI 207
- Aufbau von digitalen Dashboards zur Visualisierung und Monitoring definierter Nachhaltigkeitskriterien und Darstellung des steuerlichen Impacts
Wie ist Ihr Team für diese Anforderungen aufgestellt?
Sascha Schöben: Die Anforderungen bei der Umsetzung des steuerlichen Nachhaltigkeitsreportings sind sehr heterogen. Wir beraten Sie deshalb in interdisziplinären Teams, aus Steuerberater:innen, Digitalisierungs- und IT-Spezialisten, die bereits über die praktische Erfahrung bei der Umsetzung der steuerlichen Standards nach GRI 207 haben. Da der Transformationsprozess in eine nachhaltige Unternehmenskultur häufig auch eine Einstellungssache ist, ziehen wir bei Bedarf auch Spezialisten aus dem Bereich des Change-Managements hinzu.