EU erhöht Plastikabgabe ab 2028 – neue Dynamik für Unternehmen

• EU-Kommission plant Anhebung der Plastikabgabe auf 1,00 €/kg ab 2028, künftig inflationsindexiert
• Abgabe fließt direkt in den EU-Haushalt und brachte 2023 rund 7,2 Mrd. € ein
• Deutschland diskutiert erneut eine Weitergabe der Kosten an Hersteller und Inverkehrbringer
• Recyclingstrategien gewinnen ökonomisch und regulatorisch an Bedeutung
• Zusätzliche EU-Eigenmittel: E-Waste-Abgabe, Tabaksteueranteile, CORE, ETS & CBAM

Im Juli 2025 hat die EU-Kommission ihre Pläne für den neuen Mehrjährigen Finanzrahmen (MFF) 2028–2034 vorgestellt. Ziel ist ein deutlich größerer EU-Haushalt von rund 2 Billionen Euro, der durch neue Eigenmittel finanziert werden soll. Ein zentrales Element ist die Erhöhung der Plastikabgabe auf nicht recycelte Verpackungsabfälle: Der Satz steigt von bislang 0,80 €/kg auf 1,00 €/kg, künftig jährlich inflationsindexiert.

Die Plastikabgabe existiert seit 2021 und fließt vollständig in den EU-Haushalt. Allein im Jahr 2023 erbrachte sie Einnahmen in Höhe von 7,2 Mrd. €. Offizielles Ziel ist es, die Mitgliedstaaten zu höheren Recyclingquoten zu bewegen – faktisch handelt es sich aber auch um eine haushaltspolitische Maßnahme, die die Eigenmittelbasis der EU stärkt.

Weitere geplante Einnahmequellen

Neben der Plastikabgabe umfasst das Finanzierungspaket weitere neue Instrumente: eine E-Waste-Abgabe von 2 €/kg nicht gesammelten Elektroschrotts, einen Anteil an den Tabaksteuereinnahmen der Mitgliedstaaten, die Einführung einer neuen Corporate Resource for Europe (CORE) für Unternehmen mit mehr als 100 Mio. € Jahresumsatz sowie eine Beteiligung an den Einnahmen aus dem EU-Emissionshandel (ETS 1) und dem CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM).

Auswirkungen für Unternehmen in Deutschland

In Deutschland war ursprünglich geplant, die EU-Plastikabgabe direkt an Hersteller und Inverkehrbringer von Kunststoffverpackungen weiterzugeben. Nach starkem Widerstand aus der Wirtschaft wurde dieser Schritt verschoben. Mit der angekündigten Erhöhung auf 1,00 €/kg gewinnt die Diskussion jedoch neue Dynamik. Besonders betroffen wären Unternehmen, die Verpackungen mit einem geringen Recyclinganteil einsetzen oder importieren, da hier die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der nationale Gesetzgeber die Kosten weitergibt.

Handlungsempfehlung

Die geplante Erhöhung der Plastikabgabe ist nicht nur ein fiskalisches Instrument, sondern auch ein deutliches politisches Signal. Unternehmen sollten die Entwicklung aufmerksam verfolgen und ihre Verpackungs- und Recyclingstrategien rechtzeitig darauf einstellen. Entscheidend ist es, den Anteil nicht recycelbarer Verpackungen schrittweise zu reduzieren, Prozesse zur Erfassung und Dokumentation von Recyclingquoten zu verbessern und mögliche Kostensteigerungen in ihre mittel- und langfristige Planung einzubeziehen. Wer frühzeitig auf nachhaltigere Lösungen setzt, kann Risiken minimieren und zugleich Wettbewerbsvorteile sichern.

Autor:  Bertil Kapff | Düsseldorf