Einführung

Die KI kommt seit Jahrzehnten nicht nur im privaten, sondern auch im wirtschaftlichen und öffentlichen Bereich zum Einsatz. Spätestens aber mit der Veröffentlichung von ChatGPT ist das Thema auch in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Wie kaum ein anderer Trend wecken vor allem generative KI-Ansätze neue Hoffnungen. Denn dadurch ergeben sich bisher ungeahnte Möglichkeiten zur Datenverarbeitung und zur automatisierten Generierung neuer Inhalte. Zugleich schüren die neuen Hilfsmittel aber auch berechtigte Ängste. Unabhängig davon hat sich die KI in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt und kann auf eine lange Historie zurückblicken.

Der Begriff der KI geht auf John McCarthy zurück. 1955 definierte er das Wissensgebiet der KI als einen Prozess, in dem es darum geht, „Maschinen zu entwickeln, die sich verhalten, als verfügten sie über menschliche Intelligenz“ [9]. Dieses Zitat stammt aus einer Zeit, als man glaubte, mithilfe von Tests, Intelligenz und den sogenannten Intelligenzquotienten genau ermitteln zu können. Dazu hatte Alan Turing im Jahr 1950 in einem berühmten Artikel ein Gedankenexperiment vorgestellt. Mit Hilfe des sogenannten „Turing-Test“ versuchte der britische Mathematiker, die KI messbar zu machen. Ziel des Tests war es herauszufinden, wer von zwei Gesprächspartnern ein Mensch und wer ein Chatbot ist.

Mit Blick auf ihre Anfänge in der Mitte des 20. Jahrhunderts hat die KI mehrere zentrale Entwicklungsphasen durchlaufen. Die wichtigsten davon sind im ungefähren Zeitrahmen in folgender Abbildung dargestellt (vgl. [2], [9]–[13]):

Die Steuerdomäne ist in vielerlei Hinsicht kompliziert, baut zugleich aber auch sehr auf systematischen und logischen Prozessen auf. Ein Großteil der Arbeit besteht in der Einhaltung von Vorschriften und in der Datenbereinigung bzw. -verarbeitung. Allein deshalb eignet sich eine Vielzahl von Tätigkeiten ideal für den Einsatz von KI-Technologien. Hierzu zählen bspw. natürliche Sprachverarbeitung, intelligente Prozessautomatisierung, musterbasierte Datenanalyse und die Sicherstellung von Transparenz. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Einerseits lassen sich alte Dienstleistungen im Steuerwesen auf neue Art und Weise erbringen. Zum anderen eröffnen neue KI-Technologien aber auch völlig neue Möglichkeiten. So entstehen Dienstleistungen, an die bisher noch gar nicht gedacht wurde oder die technisch noch nicht möglich waren.

Vor diesem Hintergrund beleuchtet die vorliegende Studie das Anwendungspotenzial ausgewählter KI-Technologien für den Steuerbereich. Jede einzelne dieser Technologien bzw. jeder Ansatz wird kurz vorgestellt und deren Bedeutung bzw. deren Nutzen für den Steuerbereich näher beleuchtet – unter Berücksichtigung der jeweils damit verbundenen Grenzen und Einschränkungen.