1. Ausgangssituation
Steigende interne und externe Compliance- und Reporting-Anforderungen an steuerliche Aufgabenstellungen erfordern mittlerweile neben umfassenden fachlichen Kenntnissen (und damit weiterhin fachlich versierte Mitarbeiter*innen), ein tiefes E2E-Prozessverständnis für das konkrete fachliche Thema, auch integrierte technische Lösungen, die in der Lage sind umfassende steuerliche Datenmodelle möglichst automatisiert umzusetzen. Daher unterstützt die WTS Service Line Digital Partnering immer in den Dimensionslogiken Mensch, Prozesse, Technologien und Datenmodelle.
Eine der herausfordernden steuerlichen Aufgabenstellungen ist das Thema Tax Reporting/Tax Accounting, im Sinne der Berechnung laufender und latenter Steuern für den (Konzern-)Jahresabschluss nach HGB (bzw. nach lokaler Rechnungslegung) und IFRS (bzw. nach internationaler Rechnungslegung), insbesondere da es sich um eine Schnittstellen-Aufgabe zwischen Accounting, Konsolidierung und Tax handelt. In Deutschland umfasst eine E2E-Betrachtungsweise* jedenfalls auch das Thema Steuerdeklaration, da durch die E-Bilanz Taxonomie das Zieldatenmodell der Steuererklärung bekannt ist und am Markt integrierte Tax Reporting- & Deklarationslösungen, wie z.B. die AMANA Steuerplattform vorhanden sind.
Technologisch hat SAP mit der Entwicklung von HANA sowohl auf Datenbankebene als auch mit S/4HANA auf ERP-Ebene neue Möglichkeiten für die Umsetzung u.a. von Finanzprozessen geschaffen, daher beschäftigen sich sehr viele Unternehmen derzeit mit diesen neuen Möglichkeiten und führen sog. Finance Transformation Projekte durch. Die Steuerabteilung (als wesentlicher Bestandteil der Steuerfunktion) sollte sich jedenfalls an diesen Transformationsprojekten beteiligen**.
2. Zielsetzung „integrierter und transparenter (Konzern-)Jahresabschlussprozess in SAP“
Häufig ist eine der wesentlichen Zielsetzungen in diesen Transformationsprojekten die Umsetzung eines integrierten, automatisierten und transparenten Jahresabschlussprozesses (sowohl für Quartals- als auch für Jahresabschlüsse) inkl. Tax Reporting. SAP bietet mittlerweile eine technisch sehr integrierte Suite beginnend mit u.a.
- S/4HANA Finance als ERP-System,
- SAP Group Reporting als Konsolidierungslösung (technisch handelt es sich um eine S/4HANA Anwendung, die extra lizenziert wird aber technisch vollkommen integriert ist), über das
- SAP Financial Closing Cockpit (als OnPrem-Lösung) oder die Cloud-Lösung SAP Advanced Financial Closing für die Orchestrierung der einzelnen Projektschritte und Tasks*** im Jahresabschlussprozess bis zum
- SAP Disclosure Management für die Veröffentlichung von Finanzinformationen.
3. Integration von Tax Reporting in den Jahresabschlussprozess in SAP
Aus Sicht der Steuerabteilung eine ideale technische Basis um Tax Reporting in der Kombination einer weiteren SAP-Lösung, SAP Profitability and Performance Management (SAP PaPM) mit den beiden AMANA-Lösungen Smart Tax Balance (STB) und dem Global Tax Center (GTC) zu digitalisieren und zu automatisieren.
SAP PaPM hat insbesondere drei Vorzüge, die auch im Kontext von Tax Reporting sehr nützlich sind (siehe Screenshot):
- umfassende Datenmanagement-Funktionalitäten (Business Data Aggregator)
- mächtige Kalkulationsfunktionalitäten (Calculation Engine)
- embedded Ad-hoc Analytics und Reporting-Funktionalitäten (Analysis and Reporting)
Außerdem hat SAP PaPM Machine-Learning-, Process-Mining- und Prozessmanagement-Funktionalitäten als Standardfunktionalitäten im Bauch. Darüber hinaus können beliebige Simulations- und Szenario-Berechnungen (simulation application) durchgeführt werden.
Die Datenmanagement-Funktionalitäten (siehe Abbildung 1) umfassen insbesondere
- die umfassenden Möglichkeiten zur Datenanbindung inkl. Write-Back Funktionalitäten in SAP
- umfassende Möglichkeiten zur Datenharmonisierung
- umfassende Mapping- und Automatisierungsfunktionalitäten und
- die Möglichkeit bestehende Datenmodelle zu erweitern oder neue Datenmodelle zu erstellen.
SAP PaPM kann daher als umfassende (steuerliche) Datenmanagement-Plattform genutzt werden. Im Kontext von Tax Reporting können daher sämtliche notwendigen Quellsysteme wie diverse ERP-Systeme, Konsolidierungslösungen, Planungslösungen (jeweils immer SAP und Non-SAP-Lösungen), etc. umfassend angebunden werden. Umfassend bedeutet, dass nicht nur Summen-Saldenlisten (kontenbasierte Daten) hochgeladen werden können, sondern transaktional sämtliche vorhandenen Datenfelder.
Darüber hinaus können mittels Mapping-, Abstimmungs- und Automatisierungsfunktionalitäten das notwendige Datenmodell bzw. die notwendigen Daten (z.B. IFRS-, HGB- und Steuerwerte) für die Berechnungen in AMANA GTC vorbereitet und erstellt werden.
Mittels AMANA GTC wird insbesondere für die deutschen Gesellschaften die Steuer(rückstellungs)berechnung und damit die Basis für die Steuererklärung erstellt.
Kalkulationsfunktionalitäten
In SAP PaPM können insbesondere für Auslandsgesellschaften oder für Gesellschaften, die von Finance-Mitarbeitern (und damit eher vertraut mit SAP-Anwendungen) und nicht von Mitarbeitern aus der Steuerabteilung (und damit eher vertraut mit Steuer-Tools) laufende und latente Steuern gerechnet werden. Sowohl das bilanzorientierte (temporary-concept) als auch das GuV-orientierte (timing-concept) Konzept sind in SAP PaPM umgesetzt.
Embedded Ad-hoc Analytics und Reporting-Funktionalitäten
Aufgrund der Möglichkeiten sämtliche Daten aus diversen Quellsystemen nutzen zu können, kann man jeden beliebigen Report (neben den notwendigen gesetzlichen Reports können auch z.B. KPI-Reports und Abweichungsanalysen) und jede mögliche Auswertung für Tax Reporting generieren inkl. Drill-Down-Funktionalitäten um in Sinne von Ad-hoc Analytics rasch im Jahresabschlussprozess Fragen vom CFO oder anderen Stakeholdern beantworten zu können.
4. Integration mit weiteren (Tax) Use Cases
Mittels Integration eines Steuerplanungs-Datenmodells können weitere Automatisierungsschritte gesetzt werden, z.B. betreffend die Bewertung von aktiven latenten Steuern und der Nutzung von Verlustvorträgen. Ebenso möglich ist die Integration neuer steuerlicher Anforderungen wie z.B. von BEPS Unified Approach Pillar I (steuerliche Nexus-Regelungen) und von Pillar II (Mindestbesteuerungs-Regeln). Da in SAP PaPM auch transaktionale Datenmodelle verarbeitet werden können, ist auch eine Integration des Operational Transfer Pricing Cases mit Tax Reporting möglich. Daher können Auswirkungen von (prospektiven) Preisanpassungen auf die Effektive Steuerquote gezeigt und simuliert werden.