Benchmarkingreport unter Einsatz künstlicher Intelligenz (KI)
WTS und DFKI
Keyfacts
WTS und DFKI entwickeln KI-Lösung für Benchmarkstudien
Sie ist Teil eines Tools, welches den Benchmarkingprozess vom Upload des Datensatzes bis zum Entwurf des Reports abdeckt
KI – kaum ein Wort fällt derzeit häufiger, wenn es um die zukünftige Gestaltung der Steuer- oder spezieller auch Verrechnungspreisfunktion geht. Dies vermag nicht verwundern; den Potenzialen dieser so ausgefeilten, revolutionären und zukunftsträchtigen Technologien werden zunächst keine Grenzen gesetzt. Dass die KI den Steuerbereich grundsätzlich verändern wird, scheint mehr als absehbar. Für den Verrechnungspreisbereich lassen sich diese Gedanken und Ausführungen sinngemäß übertragen. Gerade in Bezug auf Benchmarkstudien bieten sich große Chancen, durch Einsatz von KI nicht nur effizientere, sondern auch konsistentere und hiermit rechtssicherere Ergebnisse zu erzielen. Zu diesem Zwecke hat die Service Line Transfer Pricing der WTS gemeinsam mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) eine KI-Lösung entwickelt, die im Folgenden näher beschrieben werden soll.
Funktionalitäten des Tools und Anwendung der KI im Einzelnen
Bei Anwendung der von der WTS und dem DFKI gemeinsam entwickelten KI entnimmt ein Webcrawler in einem ersten Schritt die Webadressen aus dem Datenbankauszug und ruft die Webseiten auf, um einerseits die Texte zu kopieren und andererseits Screenshots anzufertigen. Hierbei wird nicht nur die Startseite einbezogen, sondern auch weitere Unterseiten. Daraufhin werden die Texte in die englische Sprache übersetzt; dabei werden einige Textabschnitte, wie z.B. Sonderzeichen oder Zahlen, entfernt. Anhand der übersetzten Textausschnitte werden Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Funktionen berechnet, indem die gecrawlten Textausschnitte mit bereits klassifizierten Texten aus früheren Benchmarkstudien und eigens zu diesem Zwecke klassifizierten Datenbank- und Webseitentexten, verglichen werden. Für die Einordnung der potenziellen Vergleichsunternehmen wird, neben der relativen Häufigkeit von Worten, die inverse Dokumentenfrequenz verwendet und damit ein Wort-Vektor-Modell berechnet. Diese Klassifizierung führt dazu, dass Unternehmen, die wahrscheinlich eine andere als die untersuchte Funktion ausüben, automatisch abgelehnt werden. Problematisch sind hierbei häufig Unternehmen, die mehrere Funktionen ausüben, daher wird für jedes Unternehmen zu jeder Funktion eine Wahrscheinlichkeit angegeben. Die Darstellung dieser Wahrscheinlichkeit erfolgt wie in der nachfolgenden Abbildung zu sehen über ein Diagramm, welches die Ausprägung der Wahrscheinlichkeiten für die Funktionen Service, IT Services, Management Services, Manufacturing, Distribution und Research verbildlicht. Im untenstehenden Beispiel wird die Webseite der WTS klassifiziert.
Prognose für die Wahrscheinlichkeiten verschiedener Funktionen für die Webseite wts.com/de
Die KI ist Teil eines Tools, welches den Benchmarkingprozess vom Upload des Datensatzes bis zum Entwurf des Reports abdeckt. Nach dem Upload können Parameter definiert werden, die in den gecrawlten Texten und Beschreibungen des Datensatzes hervorgehoben werden, um bei Bedarf die finale Überprüfung der Vergleichsunternehmen durch ein manuelles Screening der Texte zu vereinfachen. Letztendlich wird die automatisierte Klassifizierung durch eine menschliche Prüfung ergänzt. Eine weitere Arbeitserleichterung sind die bereits in das Tool kopierten Texte, sodass die Webseiten nicht mehr zusätzlich aufgerufen werden müssen, denn Screenshots werden ebenfalls automatisiert erstellt.
Prozessschritte die innerhalb des Tools durchlaufen werden
Akzeptanz in steuerlichen Außenprüfungen
Unklar ist derzeit, wie es grundsätzlich um eine Akzeptanz KI-basierter Datenbankstudien in steuerlichen Außenprüfungen steht. Hierzu hat sich die Steuerverwaltung noch nicht detailliert geäußert. Entsprechende Rahmenbedingungen, die den Einsatz von KI zur Datenbankanalyse regulieren, bestehen momentan nicht. Tendenziell ist eine Skepsis der Steuerverwaltung gegenüber technischen Neuentwicklungen zu erwarten, wenn Lösungen nicht transparent erklärt und Prozesse nicht nachverfolgbar dokumentiert werden. Andererseits bieten KI-basierte Studien für die BP die Möglichkeit Studien prozessorientierter und gezielter überprüfen zu können und auf diesem Wege die Prüfung effizienter zu gestalten, da durch die KI-Orientierung das Argument des „Cherry Pickings“ grundsätzlich widerlegt werden kann. Es besteht daher schon jetzt viel Hoffnung, dass KI-orientierte Studien, die ein oder andere Diskussion in der BP vermeiden helfen können.
Vorteile einer KI-basierten Benchmarkstudie
Trotz der aktuell teils noch unklaren Rechtslage hinsichtlich einer vollwertigen Akzeptanz KI-basierter Datenbankstudien sollten multinational agierende Unternehmensgruppen, die zur Bestimmung ihrer Verrechnungspreise auch auf Datenbankstudien zurückgreifen, bereits jetzt prüfen, inwiefern dieser Prozess teilweise oder auch vollständig durch automatisierte Lösungen übernommen werden kann.
Die Vorteile KI-basierter Benchmarkstudien liegen dabei auf der Hand. Der Einsatz von KI führt nicht nur zu wirtschaftlichen Vorteilen, sondern kann vielmehr den Prozess des manuellen Screenings deutlich effizienter und konsistenter durchführen, was wiederum zu qualitativ hochwertigeren Ergebnissen führt und die Rechtssicherheit für multinational agierende Unternehmensgruppen erhöht. Genauer gesagt schafft es die KI deutlich mehr Unternehmensinformationen auszuwerten, als es ein Mensch in vergleichbarer Zeit und Qualität jemals könnte. Dadurch, dass mehr potenzielle Vergleichsunternehmen ohne massiven Zeitverlust hinsichtlich ihrer Vergleichbarkeit ausgewertet werden können, wird die Qualität der Ergebnisse gesteigert, weil darauf basierend eine genauere Bestimmung der Bandbreiten erfolgen kann. Darüber hinaus können Daten durch die KI konsistenter ausgewählt und analysiert werden. Dies liegt insbesondere daran, dass die KI auch Aussagen zum Grad der Vergleichbarkeit trifft, und darauf basierend die Auswahl der zu verprobenden Vergleichsunternehmen stimmiger und insgesamt transparenter gestaltet werden kann. Dies führt im Umkehrschluss wiederum zu besseren Ergebnissen.
Zum jetzigen Zeitpunkt bieten wir die Erstellung KI-gestützter Benchmarkstudien als Service an. Gerne demonstrieren wir die Funktionsweise des intern verwendeten Tools und insbesondere der künstlichen Intelligenz bzw. tauschen uns über die eingesetzten Technologien mit Ihnen aus. Überzeugen Sie sich selbst!