München 25. Juni 2025 - WTS Advisory, der Financial-Advisory-Spezialist der WTS-Gruppe, hat die Nachhaltigkeitsberichte sämtlicher DAX 40- und MDAX 50-Unternehmen aus dem Berichtsjahr 2024 analysiert. Obwohl die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bislang noch nicht in nationales Recht überführt wurde, sind die deutliche Mehrheit der untersuchten Berichte bereits vollständig oder in Anlehnung nach ESRS erstellt worden. Ein vertiefter Blick in die Berichte offenbart spannende Entwicklungen – insbesondere in den Bereichen Geschlechtervielfalt, Führungsstruktur und Klimastrategie.
ESRS auf dem Vormarsch: DAX setzt Maßstäbe, MDAX zieht nach
„Die ESG-Berichterstattung bei DAX- und MDAX-Unternehmen ist mit dem Berichtsjahr 2024 fest etabliert und unterstreicht damit deren starkes Engagement und Bereitschaft zur Transparenz, auch wenn die CSRD noch nicht in nationales Recht umgesetzt wurde“, sagt Natalie Wurms, Partnerin ESG Solutions bei WTS Advisory.
Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) haben sich klar als bevorzugter Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung etabliert. 88 % der DAX-Unternehmen berichteten vollständig oder in Anlehnung nach ESRS (26 vollständig, 9 in Anlehnung). Auch die MDAX-Unternehmen ziehen nach: 80 % orientieren sich vollständig oder in Anlehnung an der ESRS (24 vollständig, 16 in Anlehnung). Rund 15 % der betrachteten Unternehmen greifen bei Ihrer Berichterstattung auf alternative Rahmenwerke wie bspw. GRI zurück.
Die folgenden Analysen beziehen sich auf alle Nachhaltigkeitsberichte, die vollständig oder in Anlehnung nach ESRS berichten.
Geschlechtervielfalt und Gender Pay Gap: Ein Blick auf Gleichstellung im DAX und MDAX
Trotz einer zunehmenden Sensibilisierung für Diversität sind Frauen in Führungspositionen weiterhin unterrepräsentiert. „Im Automobilsektor liegt der Frauenanteil im DAX auf der obersten Führungsebene mit durchschnittlich 18 % im unteren zweistelligen Bereich und damit am niedrigsten. Deutlich besser schneidet die Branche der Basiskonsumgüter ab, die mit einem Anteil von durchschnittlich 35 % den höchsten Wert bei der Geschlechterdiversität im DAX erreicht. Das Ergebnis bestätigt eindrücklich die bereits vermuteten sektoralen Unterschiede“, erklärt Natalie Wurms.
Auch beim geschlechtsspezifischen Lohngefälle (Gender Pay Gap) zeigen sich deutliche Unterschiede. Hier stechen insbesondere Finanzunternehmen hervor: Sowohl im DAX als auch im MDAX liegt der Durchschnittswert jeweils bei circa 30 % – das bedeutet, dass dort Frauen im Schnitt 30 % weniger als Männer verdienen. Im Automobilsektor ist der Durchschnittswert mit 6 % zwar relativ niedrig, jedoch zeigt sich eine große Spannbreite zwischen den Unternehmen. Während die Daimler Truck Holding mit -15 % das untere Ende markiert, erreicht Continental mit 23 % den Höchstwert im Sektor.
Die Vergütungsquote (Compensation Ratio) variiert ebenfalls stark. Im DAX weist die Deutsche Telekom mit einem Vergütungsverhältnis von 491 den größten Wert aus, im MDAX ist es Ströer mit 169. Der Durchschnitt liegt im DAX bei 117 (im MDAX bei: 60), was bedeutet, dass die jährliche Gesamtvergütung der höchstbezahlten Person im Unternehmen 117-mal größer (MDAX: 60 mal größer) ist, als der Median der jährlichen Gesamtvergütung aller Mitarbeitenden (ohne die höchstbezahlte Person). Am unteren Ende finden sich die Sartorius AG (32, DAX) und die JENOPTIK SE (22, MDAX).
Investitionen in Weiterbildung und Lobbyausgaben
In puncto Weiterbildung gibt es klare Unterschiede. DAX-Unternehmen investieren durchschnittlich 23 Stunden pro Mitarbeitenden. MDAX-Unternehmen liegen mit durchschnittlich 15 Stunden deutlich darunter, das Minimum beträgt hier lediglich 0,03 Stunden.
Compliance- und Anti-Korruptions-Schulungen sind in den Unternehmen des DAX und MDAX weit verbreitet und treffen auf ein hohes Maß an Engagement. Von den Unternehmen, die hierzu Angaben machen, erhalten durchschnittlich 93 % der Belegschaft von MDAX-Unternehmen Compliance-Schulungen und liegen damit leicht vor den DAX-Unternehmen mit 88 %. Auch Anti-Korruptions-Schulungen sind in beiden Indizes mit Mitarbeiterabdeckungsquoten von 90 % im MDAX und 89 % im DAX fest etabliert.
Deutlich geringer ist hingegen die Transparenz bei den Lobbyausgaben. Nur 28 % der Unternehmen legen diese offen, obwohl das Thema für nahezu alle Unternehmen von großer Relevanz ist. Spitzenreiter bei den gemeldeten Ausgaben ist Heidelberg Materials AG mit 17,6 Millionen Euro, gefolgt von Mercedes-Benz AG mit 1,98 Millionen Euro. Den höchsten Wert im MDAX meldet Redcare Pharmacy N.V. mit 650 Tausend Euro. Insgesamt geben acht Unternehmen an, keine Zuwendungen getätigt zu haben.
Klimaziele im Fokus: Einheitliche Zielmarke, unterschiedliche Ausgangslagen
Fast alle DAX- und MDAX-Unternehmen berichten über ihre Treibhausgasintensität. Die höchsten Werte entfallen erwartungsgemäß auf emissionsintensive Branchen – angeführt von der Automobilindustrie durch TRATON SE und Daimler Truck Holding AG. Die niedrigsten Werte innerhalb von DAX und MDAX finden sich in den Bereichen Kommunikationsdienstleistungen, Informationstechnologie und Gesundheitswesen.
Der Anteil erneuerbarer Energien variiert stark: Er reicht von 0,4 % bei der Lufthansa AG bis zu 99 % bei der Commerzbank AG. Der Durchschnitt liegt sowohl im DAX als auch im MDAX bei unter 40 %, wobei die jeweiligen Branchen große Spannweiten aufweisen. Vergleichsweise niedrig sind die Werte im Bereich der Versorgungsunternehmen. Während die E.ON SE 43 % erreicht, bildet die RWE AG mit 4 % das Schlusslicht.
Die DAX- und MDAX-Unternehmen orientieren sich bei ihren Scope-1- und Scope-2-Reduktionszielen im Wesentlichen an den Zielvorgaben (Netto Null) der Europäischen Union (2050) oder des deutschen Klimaschutzgesetzes (2045). Von den Unternehmen, die einen Klimareduktionsplan im Nachhaltigkeitsbericht offenlegen, richten sich 43 % nach dem EU-Ziel und 23 % nach dem deutschen Ziel. Ein Anteil von 26 % plant, bereits bis 2040 klimaneutral zu werden, während die übrigen 9 % noch ambitioniertere Zeitpläne verfolgen und eine Klimaneutralität zwischen 2030 und 2038 anstreben.
Das Benchmarking wurde im Zeitraum von April bis Juni 2025 durchgeführt. Für die Benchmarkinganalyse wurden die Nachhaltigkeitsberichte aller DAX- und MDAX-Unternehmen ausgewertet, die im Jahr 2025 für das Berichtsjahr 2024 veröffentlicht wurden.
Der vollständige Benchmarking-Bericht „CSRD Benchmarking“ kann unter folgendem Link bezogen werden: CSRD Benchmarking 2024 | WTS Deutschland
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