Im Mai 2017 hat das IASB nach langer Entwicklungsphase den IFRS 17 als relevanten Standard für die Bilanzierung und Bewertung von Versicherungsverträgen veröffentlicht. Der Standard ist von allen Unternehmen, die Verpflichtungen aus Versicherungsverträgen im Sinne des Standards eingehen, anzuwenden und nicht lediglich von Versicherungsunternehmen.
Auch Verträge, die formal keine Versicherungen darstellen, können betroffen sein
Ein Versicherungsvertrag im Sinne des Standards ist hierbei ein Vertrag, mit dem ein wesentliches Versicherungsrisiko von einer Partei auf eine andere Partei übertragen wird. Dies kann neben klassischen – von Versicherungen ausgegebenen – Versicherungsverträgen ggf. auch eine Garantieleistung sein, die ein Unternehmen gegenüber einem Kunden eines Konsortial- oder Kooperationspartners für dessen Leistung oder Ware gewährt.
Aufteilung der Verpflichtungen aus dem Versicherungsvertrag
Bei der Bilanzierung von Versicherungsverträgen nach IFRS 17 sind die Verpflichtungen aus dem Versicherungsvertrag in Servicemarge (noch nicht realisierter Gewinn aus dem Versicherungsvertrag), Risikomarge und sonstige Erfüllungsverpflichtungen aufzuteilen und regelmäßig auf Basis von versicherungsmathematischen Schätzungen neu zu bewerten. Abweichend von dem regulären Vorgehen der Einzelbilanzierung ist für Versicherungsverpflichtungen die Portfoliobewertung nicht nur als Vereinfachung erlaubt, sondern als Standardfall explizit vorgesehen. Ein Portfolio von Versicherungsverträgen beinhaltet Versicherungsverträge, die ähnlichen Risiken ausgesetzt sind und gemeinsam gesteuert werden.
Mehrere Bewertungsmodelle in Abhängigkeit der Vertragsart möglich
Abweichend von diesem Standardmodell gibt es sowohl Vereinfachungen für kurzlaufende Verträge als auch Sonderregelungen für Verträge, deren Auszahlungsprofil zu einem wesentlichen Teil aus Erträgen aus einem hinterlegten Asset Portfolio resultiert.
Keine Änderung für Versicherungsnehmer
Die Bilanzierung von Versicherungsverträgen aus Sicht des Versicherungsnehmers hingegen ist grundsätzlich nicht im Anwendungsbereich des IFRS 17 und erfolgt weiter als Off-Balance Sachverhalt bzw. bei tatsächlichen Erstattungsansprüchen gemäß IAS 37. Eine Ausnahme stellen Rückversicherungsverträge dar, die sowohl vom Versicherungsnehmer als auch vom Versicherungsgeber zu bilanzieren sind und im Anwendungsbereich des IFRS 17 liegen.
Ein EU Endorsement des IFRS 17 hat bisher noch nicht stattgefunden und kann sich auch noch weiter verzögern. Das IASB hat zudem am 14.11.2018 vorläufig entschieden, den Erstanwendungszeitpunkt von IFRS 17 auf den 01.01.2022 zu verschieben
