US-Steuerpolitik unter Trump – "Great" für den deutschen Anlagenbau?

Am 05.11.2024 wurde Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt. Er wird seine zweite Amtszeit am 20.01.2025 antreten. Damit stehen deutsche Unternehmen vor neuen Herausforderungen, aber auch Chancen. Trumps wirtschaftspolitische Agenda, geprägt von „America First“-Prioritäten, könnte zu tiefgreifenden Änderungen im US-Steuerrecht und der Wirtschaftspolitik führen. Seine zentralen Wahlversprechen im Bereich Wirtschaft und Steuern sind:

• Outsourcing minimieren und die USA zu einer führenden Produktionsmacht entwickeln.
• Deutliche Steuersenkungen für US-Arbeitnehmer.
• US-Arbeitnehmer und Landwirte vor unfairem Handel schützen.
• Senkung der Steuern für US-Arbeitnehmer, -Familien und -Unternehmen und Gegenfinanzierung durch Strafzölle für ausländische Produzenten/Lieferanten.

Auf Basis seiner bisherigen Äußerungen will er diese Wahlversprechen insbesondere durch folgende Maßnahmen umsetzen:

• Strafzölle (bis zu 60 %).
• Reduzierung der Unternehmenssteuern.
• Abschaffung oder zumindest Reduzierung der persönlichen Einkommensteuer.
• Verschärfung der Einreisebestimmungen (VISA).

Dies hat potenziell weitreichende Auswirkungen auf den deutsch-amerikanischen Handel. Unternehmen sollten ihre Strategien frühzeitig anpassen, um auf dem US-Markt erfolgreich zu bleiben und auf mögliche Veränderungen bestmöglich reagieren zu können.

Ein Kernelement der Wirtschaftspolitik Donald Trumps ist die Einführung von Strafzöllen. Nach wiederholten Aussagen im Wahlkampf plant Trump hier Strafzölle von 10 % bis 20 % auf alle Importe. Auf Importe aus China sollen die Zollsätze sogar bei bis zu 60 % liegen. Die von Präsident Trump vorgeschlagenen Strafzölle sollen das Handelsbilanzdefizit der USA mit China und Europa verringern.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Einführung von Strafzöllen nicht die Zustimmung des Senats benötigt, sondern allein durch Trump entschieden werden kann und damit eine sehr kurzfristige Einführung von Strafzöllen möglich ist.

Die Einführung von Strafzöllen auf Importe aus China ist sehr wahrscheinlich. Bei den anderen Ländern könnte Trump Strafzölle (auch) als Drohmaßnahme einsetzen, wie es zuletzt z.B. bei Mexiko und Kanada der Fall war, um den Zustrom illegaler Einwanderer und Drogen zu bekämpfen.

Mittelfristig werden Strafzölle voraussichtlich von den US-Verbrauchern bezahlt werden müssen, da deutsche Unternehmen, die in die USA exportieren, versuchen werden, die Strafzölle an ihre US-Kunden weiterzugeben. US-Unternehmen werden auf die dadurch gestiegenen Einkaufspreise mit steigenden Verkaufspreisen reagieren (müssen).

Das Ziel der Strafzölle ist es, ausländische Firmen zu motivieren, ihre Produktion – zumindest teilweise – in die USA zu verlagern. Dies würde in den USA neue Arbeitsplätze schaffen und die US-Wirtschaft stärken. Es ist durchaus denkbar, dass die Zölle bei Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder, z.B. in Form von Zöllen der Europäischen Union auf Produkte aus den USA, noch erhöht würden.

Die USA sind für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau der mit Abstand wichtigste Markt. Im Jahr 2023 belaufen sich die Exporte von Deutschland in die USA auf USD 166,84 Mrd. Davon entfallen etwa 20 % auf den Maschinen- und Anlagenbau.

Die US-Strafzölle auf deutsches Equipment würden dieses in den USA verteuern. Vor dem Hintergrund, dass China der mit Abstand stärkste Konkurrent des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus ist und mit Strafzöllen i.H.v. 60 % belegt werden soll, könnten sich nach Meinung einiger Marktteilnehmer durchaus auch große Chancen für den deutschen Anlagenbau in den USA ergeben.

Während Trumps erster Amtszeit wurde die Unternehmenssteuer von damals 35 % auf 21 % gesenkt. Für die zweite Amtszeit ist eine weitere Senkung auf 20 % vorgesehen. Zudem plant Trump, Unternehmen mit einem ermäßigten Steuersatz von 15 % zu begünstigen, wenn diese Produktionsstätten in den USA betreiben. Es ist außerdem wahrscheinlich, dass Sofort-Abschreibungen für bestimmte Wirtschaftsgüter (z.B. Maschinen) unter Trump wieder eingeführt werden, während manche Steuererleichterungen (z.B. für Investitionen in erneuerbare Energien) wegfallen könnten.

Ein zentrales Wahlversprechen Trumps bezieht sich auf die Einkommensteuer. Demnach besteht die Möglichkeit, dass in der zweiten Amtszeit Trumps die Einkommensteuer abgeschafft und durch mögliche Einnahmen aus Strafzöllen gegenfinanziert wird. Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit könnte sich durch die u.a. von Elon Musk geführte Behörde zur Effizienzsteigerung der Verwaltung ergeben, deren Ziel es ist, die Staatsausgaben signifikant zu verringern. Im Jahr 2023 machte die Einkommensteuer knapp die Hälfte der Bundes-Steuereinnahmen aus. Im Hinblick auf diesen hohen Anteil der Einkommensteuer am Gesamtsteueraufkommen erscheint eine komplette Abschaffung als unwahrscheinlich. Vielmehr ist mit einer (deutlichen) Senkung zu rechnen.

Bereits in der ersten Amtszeit von Trump wurde die Vergabe des temporären Visatypus „H1B-Visa“ unter der „Buy American and Hire American Executive Order“ von April 2017 verschärft. Ein weiteres zentrales Wahlversprechen war unter den „America First“-Prioritäten, die Einwanderung in die USA zu begrenzen. Es ist damit zu rechnen, dass die Immigration Policy insgesamt verschärft und somit gegebenenfalls auch die Vergabe von langfristigen Arbeitsvisa (wie dem „L1“ oder Green Cards) erschwert wird.

Insofern ergeben sich für die Praxis folgende Handlungsempfehlungen:

• „Proaktiver“ Export von Equipment in die USA vor dem 20.01.2025, um Strafzölle vor der Amtseinführung von Trump zu vermeiden. Dies wird insbesondere laufende Projekte betreffen, ist aber auch z.B. im Zusammenhang mit Ersatzteillieferungen denkbar.
• Optimale Nutzung von US-Produktionskapazitäten für den US-Markt, was auch vorteilhaft hinsichtlich der Anwendung des ermäßigten Unternehmenssteuersatzes von 15 % wäre. Große, multinational tätige Unternehmen mit weltweiten Produktionsstätten können nach Einschätzung von Marktteilnehmern oftmals sehr schnell auf US-Strafzölle reagieren und die Produktion in den USA ausweiten – bei gleichzeitiger Reduktion der Importe aus China.
• Analyse, ob der Aufbau/Ausbau von US-Produktionskapazitäten wirtschaftlich vorteilhaft sein könnte.
• Einkauf von Equipment von US-Lieferanten für US-Projekte, d.h. Bevorzugung von US-Lieferanten gegenüber Nicht-US-Lieferanten.
• Überprüfung von Steuerklauseln in bestehenden und neuen Verträgen vor dem Hintergrund evtl. US-Strafzölle.
• Beantragung von längerfristig gültigen VISA (z.B. „L1“) vor dem 20.01.2025 (soweit möglich).

Bildquelle: Unsplash, Osarugue Igbinoba